Effizient selbst Gärtnern in Gemeinschaft
Die Saisongarten-Initiative
Samstag Nachmittag stehen wir mit einem Bauern in unserem Alter, wenige 100 Meter entfernt von unserem Büro auf dem Acker. Wir haben die letzte freie Parzelle bekommen. Glücklich betrachten wir die Setzlinge, die noch für die unbepflanzte Fläche bereit stehen, die neuen Gartengeräte im kleinen Häuschen.
Um unser Firmengebäude herum haben wir bereits einige Beete angelegt, ebenso im Garten hinter dem Haus in dem wir unsere Wohnung haben. Vor einigen Tagen hatte uns ein Freund von dem Projekt mit dem Acker erzählt: man könne Parzellen eines großen Landstücks, in welches verschiedene Sorten Gemüse bereits gepflanzt sind, am Oberfeld pachten und so einen weiteren Schritt in die Selbstversorgung gehen. In unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz gelegen klingt das nach einer reizvollen Gelegenheit. Also haben wir bei unserem samstäglichen Eierkauf auf dem Hofgut (www.landwirtschaft-oberfeld.de) mal nachgefragt und gleich wurde Jens gerufen, der die Sache organisiert.
Jens erklärt uns, während wir in Richtung des Landstücks laufen, dass es sich um ein Projekt auf Initiative von Teegut handelt. Teegut ist eine kleine Supermarkt-Kette, in der u.a. viel ökologisch angebautes Obst und Gemüse gehandelt wird. In der Geschäftsleitung hat man erkannt, dass die durchschnitts-Deutschen aus Mangel an Wissen und Möglichkeiten kaum in der Lage wären sich selbst zu versorgen – dem will man mit den Saisongärten entgegen wirken – denn die Versorgung mit Biogemüse ist offensichtlich unsicher. Auf der Webseite des Projekts ist bei den Vorteilen unter anderem zu lesen: „Zurück zu den Wurzeln: Nutzung vorhandener Ressourcen; Unabhängigkeit durch Eigenproduktion.“
Die Parzellen wirken von weiter weg betrachtet recht klein – sie sind mit schmalen Hölzchen auf denen Nummern stehen am Rand des Feldes aufgeteilt. Am Ende der Reihen mit Setzlingen oder eingesätem sind ebensolche Hölzchen mit den Gemüsesorten beschriftet eingesteckt. Eine kleine Hütte auf einem angrenzenden Grundstück dient als Geräteschuppen. Hier gibt es auch einen Wasserspeicher, ein paar Klappstühle und einen Grill. In der Hütte gibt es neben Hacken, Spaten, und allerlei Kleinwerkzeug auch ein Regal mit Saatgut und Infomaterial.
Während wir das minimal gestaltete Formular auf der Innenseite eines Faltblatts ausfüllen und spontan beschließen Syntropia als „Pächter“ einzutragen, erklärt uns Jens das Zahlenschloss und andere praktische Dinge für den Umgang mit dem Stück Land, dem Häuschen und Geräten. Besonders weist er noch darauf hin, dass nur biologisches Saatgut und selbstverständlich keine chemischen Dünger oder Spritzmittel verwendet werden dürfen. Das gesamte Oberfeld wird mittlerweile ökologisch bewirtschaftet.
Die vor-Pflanzung durch den Bauern auf gut 2/3 der Fläche der Parzellen erleichtert das gesamte Unterfangen sehr.Zwischendurch muss man schonmal Unkraut jäten und ein bisschen häckeln. Jens meint auf gießen könnte man verzichten, außer wenn man frisch gesät oder gepflanzt hat. Als studierter Landwirt muss er es wissen.
Für uns ist der Saisongarten mehr als eine gute Idee. Er ist ein Stück Erde – ein Stück Leben. Ein Schritt Richtung Selbstversorgung, für uns, aber auch für unsere Mitarbeiter. Für unsere Azubis ist es eine Gelegenheit das Gärtnern kennen zu lernen, ein Stück Natur zu erleben, Gemüse zu kultivieren, welches dann auch mal in der Mittagspause auf den Tisch kommt. Gelungen formuliert: „Auf dem Weg bis zur Ernte liegt ein reiches Erleben – nicht nur für Kinder. Und am Ende steht der Genuss von knackig-frischem, geschmackvollem Gemüse, gewürzt mit eigenen Erfahrungen und Erinnerungen.“ (www.pflanzen-ernten.de)